Die letzten Jahre haben gezeigt, was passiert, wenn ein Markt plötzlich gar nicht mehr funktioniert. Die Preise für Energie sind explodiert. Und weil Energie nicht nur direkt von den Haushalten bezogen wird, sondern auch für die Produktion von fast allem gebraucht wird, hat sich die Teuerungswelle auf alle Wirtschaftsbereiche durchgeschlagen.
Aber wie konnte es so weit kommen? Sehen wir uns dazu zuerst die Bestandteile einer Stromrechnung an. Etwa 53 % der Stromrechnung spiegelten 2023 den Preis für die Energie wider. Das ist das, was der Energieversorger, der dir den Strom liefert, bekommt. Rund 25 % machten die Kosten für die Stromnetze aus. Dazu gehören die Wartung der Netze, der Anschluss neuer Netzteilnehmer:innen, Investitionen in den Netzausbau und vieles mehr. Rund 22 % machten die Steuern und Abgaben aus. Für Strom muss sowohl Mehrwertsteuer bezahlt werden, als auch Abgaben wie der Erneuerbaren-Förderbetrag und die Erneuerbaren-Förderpauschale (wurde in den letzten Jahren tlw. ausgesetzt). On top kommt noch eine Strom-Steuer, die in den letzten Jahren auf ein Minimum gesenkt wurde.
Die Bestandteile der Stromrechnungen haben sich in den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. Jener Anteil, den die Energieversorger bekommen, ist regelrecht explodiert. 2021 lag er noch bei 7 Cent pro Kilowattstunde, 2023 bei 22 Cent. Er hat sich also mehr als verdreifacht! Die Netzkosten sind konstant angestiegen, dazu werde ich bald einen eigenen Beitrag machen. Die Steuern und Abgaben sind hingegen leicht gesunken. Stapelt man die drei Linien, sieht man, wie sich der durchschnittliche Preis auf den Stromrechnungen entwickelt hat.
Ein Grund für die hohen Strompreise: Das Merit-Order-System. Auf der Strombörse bieten die Energieunternehmen ihren Strom an. Photovoltaik, Wind und Wasserkraft produzieren sehr billig. Diese bekommen zuerst den Zuschlag. Je nach Stromnachfrage werden immer teurer produzierende Anbieter dazugenommen. In Österreich sind die Gaskraftwerke meist die teuersten. Damit alle Anbieter auch wirtschaftlich produzieren können, bestimmt das teuerste Kraftwerk den Strompreis. Das ist jahrelang gut gegangen - bis die Gaspreise explodiert sind und die Stromanbieter ihre Gebote an der Börse in die Höhe geschraubt haben.
Obwohl in Österreich 2023 nur 10 % des Stroms mit Gas produziert wurde, waren die Gaskraftwerke zu 60 % für die Preissetzung verantwortlich. Sind die Gaspreise dann auch noch extrem hoch, ist der Schaden für die Endkund:innen groß. Hier hätten die Regierenden von ÖVP und Grünen eingreifen müssen. Denn das Merit-Order-System hat schließlich dazu geführt, dass die Energieunternehmen massive Übergewinne auf dem Rücken der Kund:innen gemacht haben.
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